Exkursion „in eine dunkle Vergangenheit“
Der Besuch der Oberschule Premnitz in der Potsdamer „Gedenkstätte für die Opfer politischer Gewalt“ in der Lindenstraße, unter den damaligen Häftlingen sarkastisch „Lindenhotel“ genannt, hat mittlerweile seit vielen Jahren einen festen Stellenwert für die Klassenstufe 9 in unserem Schuljahresplan.
In den Wochen zuvor hatten wir uns im Rahmen des PB- Unterrichtes mit dem Thema „Kalter Krieg“ und der Entwicklung der beiden deutschen Staaten beschäftigt und waren zwangsläufig auch auf das Ministerium für Staatssicherheit in der damaligen DDR gestoßen.
Um darüber mehr zu erfahren, nutzten wir am Donnerstag, den 22.05.25, genau einen Tag nach dem 25. Todestag des damaligen Ministers für Staatssicherheit, Erich Mielke, mittels Einzel- und Partnerarbeit die Zeit für Ausarbeitungen und beschäftigten uns mit der Methode der „Videoanalyse“ zur Geschichte des MfS.
Mit diesen Vorkenntnissen fuhren wir am Tag danach nach Potsdam in das ehemalige Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit, welches auch schon eine nationalsozialistische und eine sowjetische Vorgeschichte hat.
Vor Ort stellten sich für die Klassen, Herr Drescher und Herr Bieber als Zeitzeugen zur Verfügung.
Die Klasse 9b begann mit einem Rundgang durch das Objekt. Jetzt begegneten Ihnen Gegenstände, Sachverhalte und Gegebenheiten, von denen wir im Buch „Klopfzeichen“ von Frau Rutz, einer ebenfalls in Potsdam Inhaftierten schon gehört hatten. Da waren der Barkas und die Freigangzellen im Hof. Wir sahen die Gefangenenzellen von innen, rote Lampen leuchten, den Fotoraum und das Verhörzimmer, Teile der ehemaligen Effektenkammer und den Gefangenenkeller für besonders widerspenstige Insassen.
Im Zeitzeugengespräch erfuhren wir dann aus berufenem Munde etwas über die alltäglichen Haftbedingungen bzw. wie man sich durch Klopfzeichen, Lachen, Husten oder auch das Auspumpen der Toiletten, unter den Häftlingen versucht hatte zu verständigen.
Sowohl der Rundgang und die Einblicke in die Zellen, als auch die Ausführungen von Herrn Drescher verdeutlichten uns somit noch einmal die Haft- und „Lebens“bedingungen des „politisch“ inhaftierten Personenkreises. Für Herrn Drescher in gewisser Weise zeitlich bitter. Am 24.Oktober 1989, 16 Tage vor dem Mauerfall, wird er als einer der letzten politischen Inhaftierten der DDR durch die BRD freigekauft. Aber wer hätte die sich am Abend des 09.11.1989 überstürzenden Ereignisse zu diesem Zeitpunkt vorhersagen können.
Beide Zeitzeugen machten noch einmal deutlich, dass es ihnen nicht um eine Abrechnung mit bestimmten Personen geht, sondern gerade in der heutigen Zeit darum, Jugendliche über politische Haft und Verfolgung in einer Diktatur und hier am Beispiel der DDR, aufzuklären und sie zum Nachdenken zu bewegen.
Als „Danke schön“ konnten wir, die in einer praxisorientierten Oberschule lernen, den Zeitzeugen „unsere“ von Schülern selbst gefertigten Kerzenhalter überreichen. Da Herr Drescher selbst aus der „Handwerkerbranche“ kommt, konnte er unsere Befindlichkeiten gut verstehen.
Klassen 9a und 9b Oberschule Premnitz
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